Drei in Einem

Kann man drei Wasserverbände mit nur einem Leitsystem überwachen und steuern?

Kann man drei Wasserverbände mit nur einem Leitsystem überwachen und steuern? Man kann – und das auch noch sehr effizient. Südlich von Graz werden nicht nur die beiden Wasserverbände (WV) Grazerfeld Südost und Umland Graz rund um die Uhr überwacht, sondern auch der erste Abschnitt der Transportleitung Oststeiermark (TLO). Realisiert wurde das Projekt mit dem Leitsystem RITOP von Rittmeyer. 

Das südliche Umland von Graz ist die Region mit dem zweitstärksten Wachstum in Österreich. Nicht nur private Haushalte siedeln sich im sogenannten Grazer Speckgürtel an, sondern auch zahlreiche Firmen und grosse Industriebetriebe. Dementsprechend hoch sind die Anforderungen an eine sichere und verlässliche Trinkwasserversorgung.

Im Zuge der rasanten Regionsentwicklung in den letzten Jahren – die Konsensmenge stieg von 120 l/s auf 280 l/s – mussten Brunnen und die gesamte Infrastruktur zukunftssicher ausgebaut, modernisiert und auf den letzten Stand der Technik gebracht werden. Ing. Dietmar Luttenberger und sein Team sind für die Wasserverbände Grazerfeld Südost und Umland Graz verantwortlich. Im WV Grazerfeld Südost werden derzeit 7.500 Endverbraucher direkt versorgt. Hingegen wird beim WV Umland Graz die Ressource nur bis zu Übergabestationen geliefert. Hier spricht man von einer Fernversorgung. 

Neue Anforderungen – neues Leitsystem

Teil der Modernisierung war auch die Neuanschaffung eines Leitsystems, das den zukünftigen Umfang bewerkstelligen und auch die nötige Daten- und Betriebssicherheit aufweist. Für Geschäftsführer Luttenberger war von Anfang an klar: «Das neue System muss maximale Betriebssicherheit liefern, bestmöglicher Schutz von Cyberangriffen und technische Sicherheit für die nächsten 10 – 15 Jahren bieten.»

Anhand eines erstellten Pflichtenheftes evaluierte das Team von Dietmar Luttenberger verschiedene Anbieter. Schlussendlich fiel der Entscheid auf Rittmeyer und ihr Prozessleitsystem RITOP. Rittmeyer, seit 1904 in den Segmenten Wasser- und Energieversorgung, Kläranlagen und Wasserkraftwerken tätig, punktete nicht nur mit Erfahrung und Fachkompetenz, sondern auch bei der Zuverlässigkeit ihrer Produkte. RITOP hat als einziges Prozessleitsystem sämtliche Kriterien problemlos erfüllt. Besonders beim Schutz gegen Attacken von aussen hat RITOP, laut Sicherheitscheck eines externen Experten, die volle Punktzahl erreicht. Server-Redundanz, tägliches Backup durch die Fachleute von Rittmeyer und Vor-Ort-Sicherungen, sorgen zusätzlich für einen reibungslosen und stabilen Betrieb.

«Für uns war die Detailplanung besonders wichtig. Daher haben wir immer logisch zusammenhängende Anlagenteile in Angriff genommen. Das hatte den Vorteil, dass immer parallel zum Betrieb gearbeitet werden konnte und es so zu keinen Ausfällen oder Störungen kam.»


Geschäftsführer Dietmar Luttenberger 

Systemumstellung – eine Erfolgsgeschichte

Bereits im Vorfeld der Inbetriebnahme bewährte sich die Zusammenarbeit mit Rittmeyer. In dreimonatiger akribischer Detailarbeit wurde ein Implementierungskonzept erstellt. Wichtig dabei war, dass während der Inbetriebnahme von Anlageteilen, ein Parallelbetrieb möglich war und Störungen oder gar Ausfälle vermieden werden.

Nachdem das Detailkonzept abgesegnet wurde, machte sich das Team von Rittmeyer Wien ans Programmieren und Testen des Leitsystems. Anschliessend wurde RITOP in wenigen Wochen in Betrieb genommen.  Natürlich kam dem Auftraggeber auch die Tatsache zu­nutze, dass vom Leitsystem bis zur Peripherie alles vom gleichen Lieferanten – sprich Rittmeyer – kam.

«Während der Projektumsetzung wurde aus der Lieferantenbeziehung mit Rittmeyer eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Und mit RITOP haben wir ein Werkzeug, mit dem wir weiteren Expansionen in unserem Verantwortungsgebiet gelassen entgegenblicken können.»


Geschäftsführer Dietmar Luttenberger 

TLO – die Wasserader der Oststeiermark

Sechs Jahre sind seit der Evaluation des Leitsystems vergangen. Seither hat das Team von Dietmar Luttenberg zusammen mit Rittmeyer Wien RITOP weiter ausgebaut. Beispielsweise wurde die Betriebsführung des überregionalen Wasserverbandes «Transportleitung Oststeiermark» (kurz TLO) im Bereich Graz-Feldkirchen bis zur Lassnitzhöhe auf den WV Umland Graz, ins RITOP integriert. Die insgesamt 60 Kilometer lange TLO führt von Graz nach Hartberg wurde ursprünglich als «Notversorgung» für die wasserarmen Gebiete in der Oststeiermark konzipiert, um in Trockenperioden mit dem lebensnotwendigen Nass aus den wasserreichen Regionen der Weststeiermark versorgt werden zu können.

RITOP ermöglicht innovative und nachhaltige Lösungen

Dank der Mandantenfähigkeit von RITOP ist die Handhabung dreier unterschiedlicher Projekte keinerlei Problem. Für Dietmar Luttenberger ist die Bedienerfreundlichkeit - vor allem in Hinsicht auf den Zugriff auf mehrere Anlagen – ist ein wichtiges Feature und bietet ein wesentlicher Vorteil gegenüber ihren alten Lösungen mit verschiedenen Anbietern. Dementsprechend schwierig waren auch die Darstellung und Auswertung von Daten und Informationen.

Mit RITOP konnten aber auch viele nachhaltige und klimafreundliche Lösungen realisiert werden. Etwa die Energiebilanzierung. Sie liefert die Info wie viel Energie für einen Kubikmeter Wasser benötigt wird. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf den Wirkungsgrad der Pumpen ziehen beziehungsweise Störungen erkennen.

Ein wichtiges Thema ist die Erkennung von Netzverlusten. In einer Nachtverbrauchsmessung wird in einem bestimmten Zeitraum ein 15-minütiger Wert ermittelt und mit den archivierten Werten der letzten Tage/Monate verglichen. Gibt es eine prozentuelle Abweichung zum Sollwert wird eine Warnung ausgelöst. Damit ist es mögliche schleichende Verluste zu erkennen. So können pro Jahr bis zu 40 Leckagen entdeckt und weit über 300.000 Liter Wasserverlust reduziert werden. Dank RITOP ist der Aufwand Leckagen zu finden, erheblich komfortabler gestaltet und wird wesentlich minimiert.

Durch Einbindung der betriebseigenen Photovoltaikanlagen mit demnächst 550 kWp steuert das Leitsystem die Pumpen entsprechend der zur Verfügung stehenden Energie, um die Behälter zu 75 Prozent befüllen. Steht mehr Leistung an als Wasser verbraucht wird, wird die überschüssige Sonnenenergie bequem in Wasserform gespeichert in dem die Behälter voll befüllt werden. Damit wird ein sensationeller Wirkungsgrad von 92 bis 94 Prozent erreicht werden.