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FACHTHEMA Bei euch allen war es also eher Zufall. Aber wie könnte man diesem auf die Sprünge helfen? Damian Hausherr: Es gibt definitiv Bedarf, mehr Werbung für die Wasserversorgung und Abwasserreinigung zu machen. Man könnte meinen, dass die Klimadebatte den Umweltwissenschaften zu einem grossen Zustrom verholfen hätte. Im Prinzip ist das auch so, doch in den Umweltwissenschaften geht es eher um Klimaforschung und Ökologie im Allgemeinen. Die umwelttechnischen Aspekte hingegen gehören zu den Ingenieurwissenschaften. Und da ist der Zustrom eher gering. Wir müssen einfach mehr aus uns herausgehen, mehr unter die Leute kommen, und unsere äusserst spannende Branche bewerben. Sabine: Die Studierenden orientieren sich in diesen Studiengängen eher an den populäreren Themen, momentan wird z.B. die Energieversorgung in der Öffentlichkeit viel stärker thematisiert. Obwohl Wasser und Abwasser ein ständig aktuelles Thema sind. Katharina: Genau deshalb fände ich es sinnvoll, wenn wir die Bevölkerung sensibilisieren würden für die vor uns liegenden Herausforderungen und wie Lösungen dafür aussehen könnten. Beispiel: Das Konzept der ‹Schwammstadt›. Wenn wir die Menschen mitnehmen, dann entsteht auch mehr Aufmerksamkeit. Philipp: Ja, das stimmt. Und es gibt viel, worüber wir berichten können, woran wir arbeiten. Aber ich denke, dass es dabei ebenso wichtig ist, dies nicht nur in Zusammenhang mit der Leistung unserer Unternehmen zu bringen, sondern das in den entsprechenden gesellschaftlichen Kontext zu setzen. Da bieten sich viele Kanäle an, auch die sozialen Medien. Aber wo ist der Trigger zum Berufseinstieg? Der anspruchsvolle und gesellschaftlich höchst relevante Aspekt eurer Arbeit wird oft gar nicht mit diesen Berufen verbunden. Damian: Eigentlich ein interessanter Gedanke, dass es anspruchsvoller ist, als es aussieht. Das sieht man auf Anhieb nicht. Schön wäre doch zu zeigen, dass die Wasserwirtschaft ein sehr breites Gebiet ist. Wir können Kräfte aus sehr vielen Fachrichtungen brauchen. Mit einer kleinen Umschulung oder etwas Arbeitserfahrung kann man sie sehr gut integrieren. Im Grunde wäre gerade die Vielseitigkeit eine Chance – auch um die Branche aufzufrischen. Aber dafür müssten wir mal an anderen Orten als den traditionellen suchen. Sabine: Aber es ist auch so, dass die Sichtbarkeit unserer Berufe fehlt. Wir planen eine grösstenteils unterirdische Infrastruktur und die Abwasserreinigungsanlagen stehen meist weit ausserhalb. Die Öffentlichkeit bemerkt oft nur, wenn etwas nicht funktioniert, z. B. Gerüche entstehen. Das kann frustrierend sein. Wer nicht gerade im technischen Bereich arbeitet, der kennt unsere Herausforderungen nicht. So erhalten wir kein Verständnis für unsere Arbeit. Philipp: Die Initiativen zur Schwammstadt1 sind doch etwas, womit wir Sichtbarkeit erlangen könnten. Katharina: Wobei es wichtig ist, die Menschen mitzunehmen. Solche Konzepte müssen in die öffentliche «Das grösste Problem ist die fehlende Sichtbarkeit unserer Berufe.» Sabine Niebel, Umweltingenieurin, Projektleiterin bei Holinger AG 1 ‹Schwammstadt› bezeichnet ein Konzept zu Rückhalt, Speicherung und Nutzung von Regenwasser und die Schliessung des lokalen Wasserkreislaufs anstelle des konventionellen, schnellen Abflusses von Regenwasser und dessen Ableiten in die Kanalisation. 01| 2022 31 30 |

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