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FACHTHEMA daten und -zustände vergleichbarer Situationen. An den moderierten Events mit Workshop-Charakter nehmen jeweils 15–20 Personen nahegelegener Kläranlagen teil. Mit Fachbeiträgen wird zusätzlich neues Wissen eingebracht. «Das ist ein ganz wichtiges Instrument für generationsübergreifendes Wissensmanagement, und wird auch in den nächsten Jahrzehnten eine wichtige Daseinsberechtigung haben», ist André Hildebrand überzeugt. Aber auch aus Kooperationen zwischen Betreibern können sich den Experten zufolge zukünftig Chancen eröffnen: «Zusammenschlüsse waren in den vergangenen Jahren oft ein heikles Thema. Durch eine junge Generation politischer Entscheider:innen könnte sich dieses Bewusstsein meiner Meinung nach ändern», sagt der Geschäftsführer. Sie sähen die umwelt und haftungsrechtliche Verantwortung stärker und stünden deshalb dem Thema Zusammenschluss oft offener gegenüber. Bereitschaft vorhanden Nicht nur deshalb blickt Boris Diehm trotz aller Herausforderungen zuversichtlich in die Zukunft: «Digitalisierung und nachhaltige Wasserwirtschaft – das sind tolle «Einfach ein digitales Tool zu installieren wird nicht ausreichen, um eine Optimierung zu erreichen. Man darf die Menschen und Prozesse nicht vergessen.» André Hildebrand, Geschäftsführer des DWA-Landesverbands Baden-Württemberg und Vorstandsmitglied im Digital Water Institute meistern. Eine individuelle Digitalisierungsstrategie im eigenen Unternehmen könne hierfür sehr hilfreich sein. André Hildebrand: «Die benötigten Kompetenzen für den Betrieb muss man sich immer wieder vor Augen führen, bevor man eine grössere Investition in digitale Tools tätigt. Das Werkzeug selbst macht nur einen kleinen Teil aus. Man wird nur einen bedingten Fortschritt erzielen, wenn man digitale Tools einfach nur installiert.» Darum sei es nötig, dass auf der einen Seite auch die Mitarbeitenden für die Mühen einer Weiterbildung bereit sind – und dazu, sich in ihrer Persönlichkeit und ihren Fertigkeiten weiterzuentwickeln, so der Geschäftsführer. Unternehmen sollten ihr Personal deshalb proaktiv auf die Reise mitnehmen; es motivieren, sich diesen Lernprozessen zu stellen. «Auf der anderen Seite sollten sich aber auch die Unternehmen selbst durch ein zielorientiertes Change- Management begleiten lassen, das den gesamten Veränderungsprozess berücksichtigt – auf individueller wie auch auf organisatorischer Ebene», stellt André Hildebrand klar. Das helfe gleichzeitig dabei, den Projekterfolg zu sichern und dass alle Mitarbeitenden langfristig in ihrer Tätigkeit zufrieden bleiben. Zusammenarbeit leben Eine besondere Herausforderung sieht Boris Diehm indes in der Vielzahl an unterschiedlichen Betreibern von Abwasserreinigungsanlagen in Baden-Württemberg. Insbesondere die kleineren Betriebe seien durch ihr Tagesgeschäft oft vollends ausgelastet. Dadurch sei es noch schwieriger, herauszufinden, welche Ideen man mit der Digitalisierung verbindet, in welche Technik man für die Zukunft investieren soll. Deshalb brauche es dringend den Austausch zwischen den einzelnen Betrieben, um den zukünftigen Aufgaben noch gerecht werden zu können. «Um Wissen weiterzugeben, ist meines Erachtens ein Mix optimal: Einerseits Junge und Erfahrene eine Zeit lang parallel an Aufgaben arbeiten zu lassen und andererseits den Fachaustausch mit anderen Betrieben zu fördern», so Boris Diehm. In Deutschland und speziell in Baden-Württemberg verfolgt man zur Know-how-Weitergabe bereits seit mehr als 50 Jahren ein Modell der ‹Nachbarschaften›. Rund 60 davon gibt es in Baden-Württemberg. Dabei tauschen insgesamt etwa 4 000 Facharbeiter:innen und Betriebsleiter:innen zwei Mal jährlich ihre Erfahrungen aus und bewerten gemeinsam Betriebs01| 2022 14 | 15

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