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Bereichsleiter bei Projekten als Ansprechpartner für die jüngeren Kolleg:innen verfügbar. Letztere können ungefragt auf erstere zugehen und um Support bitten. Das sei eine Art Sicherheitsnetz für die jüngere Generation: «Neue Teammitglieder kommen heute oft aus branchenfernen Bereichen. Es ist wichtig, dass wir ihnen von Beginn an die Angst nehmen, beispielsweise wenn sie einen 100-Tonnen-Rotor, der nur 10 Millimeter Luftspalt aufweist, mit dem Kran herausziehen sollen.» Erfahrene Mitarbeitende hätten weniger Angst davor, Probleme zu lösen, bei denen zu Beginn nicht klar ist, wie man sie angeht. Sie könnten die dafür benötigte Ruhe bei den Jungen verbreiten. Der CEO hat dabei die Erfahrung gemacht, dass erfahrene Angestellte ihr Wissen durchaus gerne teilen – wenn man es schaffe, ihnen bewusst zu machen, dass ihre Erfahrung ein unbezahlbarer Schatz für die Firma ist, und man diesen nicht verlieren möchte. «Unsere Mitarbeitenden haben dieses Bewusstsein. Sie sind überzeugt, dass dieser Weg ein guter ist. Es melden sich immer mehr Personen, die ihr Wissen teilen möchten», freut sich Daniel Fischlin. Generation YouTube Neben persönlichen Gesprächen fand Fischlin im Bewegtbild eine ausgezeichnete Möglichkeit, das Wissen der langjährigen Mitarbeitenden nachhaltig zu dokumentieren. Auch damit sprechen die KWO die Sprache der jungen Generation: «Wir haben Kollegen, die ihre Arbeitsschritte selbst filmen und kommentieren, und dann einzelne Videosequenzen schneiden.» Ein Video anzusehen sei deutlich einfacher, als eine Betriebsanleitung zu lesen, so der CEO. Die Einzelsequenzen möchten die KWO auf einer internen Plattform verfügbar machen und sie direkt mit ihrem Kraftwerkskennzeichnungssystem verknüpfen. Die Videos seien auch hilfreich, um Mitarbeitende anzuwerben. «Social Media ist meines Erachtens die beste Möglichkeit, die wir haben, um Interesse an unserem Arbeitsumfeld zu generieren.» Die KWO riefen deshalb einen eigenen Bereitschaftsdienst für Social Media ins Leben. Dafür liess Daniel Fischlin zwei Mitarbeiterinnen im Bereich der Mediakommunikation an der Fachhochschule weiterbilden. «Posten unsere Kolleg:innen ihre Videos, transportieren sie ihren Berufsstolz. Und die jüngeren Personen sehen, wie ‹cool› diese Jobs sein können.» Parallel dazu bilden die KWO Praktikant:innen in der Ökologie aus und stellt zeitweise Cybersoldaten der Schweizer Armee an. Damit baut sich Daniel Fischlin ein Netzwerk auf, um bei potenziellen Arbeitskräften sichtbarer zu werden. Zudem begann er bereits vor der Corona-Pandemie damit, verstärkt auf Teilarbeitszeit in Verbindung mit Homeoffice zu setzen: «Mit dieser Massnahme sehe ich grosses Potenzial für erfahrene Mitarbeiterinnen mit Kindern, die einen Wiedereinstieg suchen, aber nicht Vollzeit arbeiten möchten.» Wissen für die Branche Um das Kraftwerks-Know-how in der Schweiz zu wahren und weiterzuentwickeln, tätigt Daniel Fischlin viele Investitionen. «Vor allem IT-technisch investieren wir viel. Aber das wird sich auszahlen in Zukunft – davon bin ich überzeugt.» Später möchte er auf Basis des freigelegten und dokumentierten Wissens Kraftwerksausbildungslehrgänge anbieten: «Wir haben die Erfahrung, die Kraftwerke und eine Werkstatt. Und irgendwo muss ja immer etwas repariert werden an einer Maschine. Mit den entsprechenden Schulungsunterlagen ist das eine ideale Kombination, um unser Wissen zu teilen.» Und dank der nahegelegenen Hotels könnten die Interessierten problemlos einen Monat beim Kraftwerk verbringen – inmitten einer wunderschönen Umgebung. Die Grimselwelt macht die Stromproduktion aus Wasserkraft für Interessierte inmitten der prächtigen Bergwelt erlebbar. Tausende Gäste fahren jährlich bei ihrem Besuch mit den einstigen Werkbahnen der KWO.

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