transfer

«Wir haben vertraglich eine klare Aufgaben- und Kostentrennung definiert», stellt Boller klar, relativiert jedoch: «Natürlich muss man in einer Partnerschaft auch mal ein Auge zudrücken, man kann nicht immer nur für sich das Beste herausholen.» Der Geschäftsführer ist überzeugt, dass sich solche Partnerschaften schlussendlich für alle Beteiligten rentieren. Roland Boller versucht daher stets, Aufbruchstimmung zu verbreiten, aktiv den Mehrwert durch das Miteinander zu kommunizieren. Er sieht sich dabei als Vermittler: «Mitbewerber tendieren gerne dazu, sich zu bekämpfen. Einfach aus der Angst sich gegenseitig Arbeit wegzunehmen.» So könne man sich nicht entwickeln, man benötige viel Energie, um vom Fleck zu kommen. Der ETH-Ingenieur hat deshalb verschiedene Mitbewerber im Umfeld an einen Tisch gebracht, um diese Ängste zu reduzieren. «Seither haben alle ein gutes Miteinander gefunden», freut er sich. Im Austausch mit dem Umfeld Auch auf die umliegenden Industriebetriebe, Gewerbe und Gemeinden geht der AVM aktiv zu. Neben seinen Kernaufgaben unterstützt der Verband u. a. bei fachgerechter, den gesetzlichen Vorgaben entsprechender Verwertung und Entsorgung. Das Spektrum reicht dabei von der Organisation von Betriebsabläufen über die Unterstützung bei Abwasserprozessen bis hin zur Kontrolle von Abwasseranlagen und Einleitstellen in öffentliche Gewässer. «Wir bieten unsere Unterstützung allerdings nur dort an, wo wir niemanden konkurrenzieren. Das ist ein Grundsatz für uns», stellt der Geschäftsführer klar. Aus der nahegelegenen Industrie erhält der AVM im Gegenzug wertvolle Co-Substrate in Form von Restdestillaten und Fett, die er zum Klärschlamm beimischt. So gewinnt der Betreiber zusätzliches Faulgas. Wo hört’s auf? Der Verband errichtet auf seinem Gelände derzeit eine Stufe zur Elimination von Mikroverunreinigungen (EMV) mittels Ozonierung und nachgeschaltetem 1-Schicht-Sandfilter. Schweizweit einzigartig ist dabei die gemeinsame Beseitigung von Verunreinigungen zweier Kläranlagen – der ARA Morgental sowie der ARA Hofen. «Wir arbeiten bereits heute mit der ARA Hofen zusammen. Neben dem Kraftwerk auf unserem Gelände verbindet uns auch die gemeinsame 1 270m lange Tiefeneinleitung, durch die das gereinigte Abwasser beider ARA in den Bodensee fliesst.» Die EMV-Stufe soll 2021 ihren Betrieb aufnehmen. Auf dem Dach der Stufe ist eine grosse Photovoltaik-Anlage geplant. Dadurch soll die auf dem Areal des AVM verfügbare Spitzenleistung auf 1 MWp angehoben werden. «Das ist hilfreich, denn durch die EMV werden wir total etwa 3,5 GWh Strom pro Jahr benötigen», so der Geschäftsführer. Heute sind es rund 1,8 GWh. Parallel sind bereits Sanierungen einiger Bauwerke wie der CoSubstratanlagen, dem Gasballon und der Biologie geplant. Auch für den noch freien «Energiestreifen» am Areal gibt es bereits Pläne: Der Betreiber prüft die Errichtung von Batteriespeichern und Powerto-Gas-Anlagen. Eine Herausforderung wird es für den AVM sein, bei künftig immer komplexeren Prozessen, die aus der Erweiterung des Parks resultieren, den Überblick zu behalten. Aber diesbezüglich ist der Geschäftsführer ganz beruhigt: «Mit unserem Cyber-Klärmeister RITUNE® sehe ich da kein grosses Problem.» «Mit Konzepten wie dem Energiepark wird man fit für den Markt.»

RkJQdWJsaXNoZXIy NTkxNzY=