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Stadtwerk Winterthur (STW) vereint die Versorgung mit Elektrizität, Gas, Wasser und Fernwärme, den Betrieb eines Glasfasernetzes, Energiedienstleistungen, die Abwasserreinigung sowie eine energetische Abfallverwertung. Seit 2014 beschafft STW den Strom zudem selbst am Markt. Als Energiewirtschafterin arbeitet Irene Steimen im Spannungsfeld zwischen Versorgungssicherheit, energiepolitischen Zielen und Wirtschaftlichkeit. Sie zieht auf Basis von Modellen Schlüsse, um die richtige Menge Strom zum optimalen Zeitpunkt einzukaufen. Wege der Beschaffung STW verfolgt das Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien am gelieferten Strommix zu vergrössern. «Im Vergleich zu vielen anderen Elektrizitätswerken verfügen wir jedoch über keine direkten Beteiligungen an Wasserkraftwerken», beschreibt die Energiewirtschafterin die Situation von STW. Deshalb schloss STW mit der Azienda Elettrica Ticinese (AET) im Tessin einen langfristigen Vertrag über den Bezug von Strom aus Wasserkraft im Umfang von 50 GWh pro Jahr ab. Hinzu kommt die Erzeugung von Photovoltaikanlagen (PV) und der eigenen Kehrichtverwertungsanlage (KVA). Beide sind für STW langfristig relativ gut planbar: Die KVA läuft nahezu ständig auf Volllast, der Jahresverlauf der PV-Anlagen ist relativ gut bekannt. Den restlichen Teil des Stroms kauft STW am Markt unter Berücksichtigung der aktuellen Strompreise, grösstenteils direkt von Schweizer Versorgern mit eigenen Kraftwerken. Zur Risikoabsicherung handelt STW zusätzlich am liquideren, deutschen Markt. Parallel erwirbt das Energieversorgungsunternehmen Zertifikate zum Herkunftsnachweis des bezogenen Stroms, darunter von privaten PV-Anlagen der Stadt: «In Winterthur entspricht dies dem politischen Willen, und ist für die PV-Besitzer wirklich attraktiv», sagt Steimen. Prognosen und ihre Genauigkeit Der Bedarf, mit einem kürzeren Zeithorizont Strom zu handeln, nimmt allerdings zu. «Bei uns gibt es noch viele unbebaute Dächer. Das ist ein hohes Potenzial, das wir mit PV- Anlagen nutzen möchten», beschreibt Steimen die Pläne von STW, und erklärt weiter: «Da Erneuerbare allerdings wetterabhängig produzieren, Der Stromhandel für Schweizer Energieversorger wird anspruchsvoller: Der Anteil erneuerbarer Energien am Produktionsmix nimmt zu, elektrische Wärmeerzeugung und Elektromobilität dringen weiter vor. Dadurch müssen volatilere Strommengen im Netz beherrscht werden. Wie können wirtschaftliche Lösungen für möglichst zuverlässige Prognosen zur gezielten Steuerung des Bedarfs aussehen, ohne dabei die Versorgungssicherheit zu beeinträchtigen? Mit einem Pilotprojekt sucht Stadtwerk Winterthur nach Antworten. →

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