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Der Mensch und seine Spuren Trinkwasser ist ein Lebensmittel, für das in der Schweiz hohe Anforderungen an die hygienische und chemische Qualität gelten. Mit modernen analytischen Methoden lassen sich allerdings im Grundwasser immer häufiger Pestizide nachweisen, die mitunter die geltende Höchstkonzentration von 0,1 µg/l überschreiten. Breitere analytische Fenster förderten in der jüngeren Vergangenheit aber noch ein Zweites zu Tage: Metaboliten, also Abbauprodukte der Pestizide, liegen zum Teil ebenfalls in hohen Konzentrationen vor. Auch wenn von einzelnen die Relevanz für den menschlichen Organismus noch Inhalt aktueller Diskussionen ist, gelten Metabolite in der europäischen Trinkwasserrichtlinie ebenfalls als Pestizide, wenn sie eine ähnliche Wirkung wie die Muttersubstanz haben. Da sie zum Teil sehr polar und gegenüber Oxidation stabil sind, kann man sie weder mit Aktivkohle noch mit oxidativen Verfahren, beispielsweise einer Ozonung, genügend gut entfernen. Eine unüberschaubare Menge Für die zunehmende Belastung des Grundwassers mit Nitrat oder den Abbauprodukten von Pflanzenschutzmitteln wird vor allem die Intensivlandwirtschaft verantwortlich gemacht. Steigender Siedlungsdruck führt zudem zu einer zusätzlichen Gefährdung der Grundwasserschutzgebiete. Bei anderen Eintragspfaden, z. B. über das Abwasser, erfolgt der Schadstoffeintrag direkt durch Produkte, welche in den Haushaltungen gebraucht werden. In der EU sind mehr als 100 000 Chemikalien registriert, etwa 30 000 davon werden täglich eingesetzt. Durch biologische und chemische Prozesse werden diese in der Natur oder in der Abwasserbehandlung zusätzlich in unzählige Transformationsprodukte umgewandelt. Die Beurteilung des Ausmasses dieser Vielzahl von Substanzen erfordert automatisierte Methoden: «An der Eawag/EPFL werden deshalb computerbasierte Systeme entwickelt, mit denen man die Transformation von Spurenstoffen in biologischen und chemischen Prozessen voraussagen kann», unterstreicht Prof. von Gunten die Komplexität des Themas. Wasser ist nur der eine Teil Von vielen der Substanzen im Wasser sind die Auswirkungen auf den menschlichen Organismus noch nicht ausreichend bekannt, weshalb das Trinkwasser möglichst unbelastet sein sollte. Allerdings hält der Experte die Folgen anderer Konsumgewohnheiten für deutlich schwerwiegender als die von Spurenstoffen im Trinkwasser verursachten. Neben der Gefahr durch Rauchen oder aus Feinpartikeln in der «Wenn man das Ökosystem an die Wand fährt, wird es sich so schnell nicht mehr erholen.» Prof. Dr. Urs von Gunten Leiter Gruppe «Trinkwasserchemie» der Abteilung «Wasserressourcen und Trinkwasser» bei der Eawag, ordentlicher Professor für Wasserqualität und Wasseraufbereitung an der EPFL (ETH Lausanne) →

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