transfer Ausgabe 02 | 2017

Gemeinde­über­greifende Kooperation

Ein Leitsystem für die Gemeinden Suhr und Gränichen

Ihren Kunden den bestmöglichen Service zu bieten und höchstmögliche Versorgungssicherheit zu garantieren – diese Gedanken führten vor rund 15 Jahren die Technischen Betriebe Suhr (TBS) und die Technischen Betriebe Gränichen (TBG) zu einer bis heute gewinnbringenden Zusammenarbeit. Mit dem Ersatz des bestehenden gemeinsamen Leitsystems durch RITOP® schreiben die beiden Unternehmen diese Erfolgsgeschichte fort.

Wie in vielen Schweizer Gemeinden haben Suhr und Gränichen jeweils zwar privatrechtlich organisierte, aber eigene Strom- und Wasserversorgungsunternehmen. Letztlich auch forciert durch den Zuzug von grossen Gewerbe- und Industriebetrieben rückten für die beiden Betriebe in den vergangenen Jahrzehnten die höchstmögliche Versorgungssicherheit und Rund-um-die-Uhr-Services immer mehr in den Mittelpunkt. «Manche Unternehmen arbeiten im Drei-Schicht-Betrieb und müssen sich auf eine zuverlässige Strom- und Wasserversorgung zu jeder Tages- und Nachtzeit verlassen können», beschreibt Johnny Strebel, Geschäftsführer bei TBS, die Ausgangslage.

Um diese zu gewährleisten, ist ein hochverfügbares, leistungsfähiges Leitsystem sowie genügend Personal erforderlich. Weder die TBS noch die TBG wollten dies mit eigenen Kräften finanzieren bzw. zur Verfügung stellen. Deshalb suchten die beiden Unternehmen den Kontakt zueinander und legten so den Grundstein für eine gemeinsame Lösung, ohne dabei jedoch die Bewirtschaftung und die Wartung ihrer jeweils eigenen, voneinander unabhängigen Netze aus der Hand zu geben.

«Entscheidend war nicht mehr nur unser eigener Anforderungskatalog, sondern die partnerschaftliche Suche nach einer gemeinsamen Lösung.»

Johnny Strebel, Geschäftsführer, TBS Strom AG, Suhr

Synergieeffekte nutzen

Die Zusammenarbeit brachte eine Reihe von Vorteilen mit sich. Seit die beiden Unternehmen ein gemeinsames Leitsystem nutzen, organisieren sie überdies einen gemeinsamen 24/7-Pikettdienst, der bei Störungen in beiden Gemeindegebieten handeln kann. So ist jederzeit kompetente Hilfe zur Stelle. Auch technisch erweist sich die Lösung als Gewinn: Das Leitsystem wurde redundant mit je einem Server und praktisch identisch in den beiden Leitstellen in Suhr und Gränichen aufgebaut. Das Ausfallrisiko ist damit auf ein Minimum reduziert.

Und last but not least profitieren die Unternehmen in den Bereichen Schulung und Materialeinkauf voneinander. «Durch die enge Zusammenarbeit findet ein reger Wissensaustausch nicht nur auf der Führungsebene, sondern ebenso zwischen den Mitarbeitenden statt. Davon profitieren wir alle», skizziert Oliver Löffler, Geschäftsführer bei TBG, einen weiteren Mehrwert.

«In einer erfolgreichen Zusammenarbeit braucht es Vertrauen in das Gegenüber und Zusammenarbeit auf Augenhöhe.»

Johnny Strebel, Geschäftsführer, TBS Strom AG, Suhr

Partnerschaftliches Denken

Doch wie bei jeder Partnerschaft mussten die Unternehmen auch Kompromisse eingehen. «Entscheidend war nicht mehr nur unser eigener Anforderungskatalog, sondern wir mussten – und müssen – gemeinsam eine Lösung finden, die genauso die Bedürfnisse des jeweils anderen abdeckt», so Johnny Strebel. In der Elektrizitätsversorgung beispielsweise verfolgen die beiden Unternehmen unterschiedliche Betriebsstrategien. Deshalb war es hier wichtig, dass die Automatisierungsgeräte verschiedenster Hersteller in den einzelnen Unterstationen der beiden Betriebe in das System eingebunden werden können.

Die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden könnte nach Auffassung von Oliver Löffler und Johnny Strebel aber sogar noch weitergehen. Beispielsweise in der Verbindung der eigentlichen Versorgungsnetze, was zusätzliche Sicherheiten in der Verfügbarkeit von Wasser und Strom bringen würde. Doch dafür ist der politische Wille noch nicht vorhanden: «Aber das muss man ja nicht aus den Augen verlieren, und kann ja noch werden», schmunzelt Johnny Strebel.

Wichtig: Zukunftsfähigkeit

Die Veränderung der Stromversorgungsnetze, beispielsweise durch die stärkere Integration erneuerbarer Energien, sieht man bei beiden Gemeinden eher als Evolution denn als Revolution. «Wir können kaum abschätzen, wie sich das entwickeln wird und was konkret dann vom Leitsystem verlangt werden wird», sagt Johnny Strebel. «Ich denke, wir müssen offen sein, aktuelle Entwicklungen verfolgen und über den nötigen Spielraum verfügen. Das Leitsystem ist ein Teil der Infrastruktur. Anstelle es heute mit Funktionen zu überladen, deren Bedarf wir noch nicht sehen, wollen wir es dann ausbauen, wenn es notwendig wird. Und dieses Potenzial war uns natürlich bei der Beschaffung von RITOP wichtig.»

Wichtige IT-Sicherheit

Mit der Installation des neuen Leitsystems wurde ein grosses Augenmerk auf die IT-Sicherheit gelegt. Denn neben dem Leitsystem wurde zugleich das Kommunikationsnetz sowie die Anbindung der Schutzgeräte über IEC 61850 neu realisiert. «Das war im Grunde ein Quantensprung in der Kommunikation. Bislang hatten wir ein praktisch geschlossenes System mit Punkt-zu-Punkt-Verbindungen zu den Anlagenteilen. Mit dem Schritt hin zur IP-basierten Kommunikation mussten wir uns gegen die damit verbundenen Gefahren wappnen», bestätigt Johnny Strebel. «Damit haben wir uns intensiv auseinandergesetzt, haben saubere Grundlagen geschaffen – und werden auch weiterhin darin gefordert sein», ergänzt Oliver Löffler.

«Mit neuen Funktionen, die unser Leitsystem vielleicht in Zukunft erfüllen muss, verändern sich sicherlich auch die Ansprüche an die IT-Sicherheit.»

Oliver Löffler, Geschäftsführer, TB Gränichen Energie AG, TB Gränichen Wasser AG

Eine gute Entscheidung

Bei Rittmeyer haben die beiden Unternehmen ein Paket gefunden, das optimal für sie passt: «Die einfache Bedienung des Leitsystems, die Unterstützung, die wir bei der Umsetzung von Spezialwünschen erleben konnten, und letztlich auch der Preis sind für uns top», bestätigt Johnny Strebel. Und Oliver Löffler ergänzt: «Solch eine Zusammenarbeit braucht Vertrauen in das Gegenüber und Zusammenarbeit auf Augenhöhe – und das klappt bei uns perfekt.»

Bildnachweis: TB Gränichen