transfer Ausgabe 02 | 2015

Lösung aus einer Hand

Komplettsanierung von komplexem Kleinwasserkraftwerk

Das alte Kraftwerk im Bürogebäude der SAE Immobilien AG in Neuägeri im schweizerischen Kanton Zug wurde in den letzten Monaten komplett erneuert. Dazu gehörte nicht nur der Austausch der Turbine, sondern auch die Modernisierung der gesamten Leittechnik. Das optimale Zusammenspiel der Komponenten sorgt für höchste Effizienz und einer Erhöhung der Stromerzeugung von bis zu 25 Prozent.

Die Aktien der ehemaligen Spinnereien Ägeri wurden bereits 1979 von René Kochs Vater erworben. Anfang September 2014 wurde das zur äusseren Spinnerei gehörende Kraftwerk in Neuägeri ausser Betrieb genommen, um es komplett zu erneuern. Die Turbine des Kraftwerks war zu diesem Zeitpunkt genau 100 Jahre lang in Betrieb.

Qual der Wahl

Im ersten Schritt der Erneuerung sollte eine passende Turbine für das Kraftwerk gefunden werden. Dazu wurde das Projekt von einem externen Unternehmen öffentlich ausgeschrieben. Auf diesem Weg stiess man schliesslich auf eine sogenannte Diagonal-Durchströmturbine, die von der Bauart her eine Kombination aus Francis- und Kaplanturbine ist. Ausschlaggebend für die Entscheidung war nicht nur die bauliche Eignung, sondern vor allem die optimale Wirkungsgradkurve. Die neue Maschine hat eine Nennleistung von 320 kW und ist damit um 30 Prozent leistungsfähiger als die alte.

Klein, aber komplex

Bezüglich der Planung und Umsetzung der Leittechnik gab es konkrete Punkte, die es zu berücksichtigen galt. So war es dem Betreiber wichtig, dass die Steuerung und Visualisierung möglichst vom selben Anbieter bereitgestellt werden, um Diskussionen um Zuständigkeiten zu vermeiden. Zudem sollte die Möglichkeit der Fernwartung bestehen. Da die Anlage aufgrund des langen Oberwasserkanals sehr komplex ist, musste des Weiteren eine stabile Regulierung gewährleistet sein. Hier konnte Rittmeyer vor allem mit der Erfahrung im Grosskraftwerksbereich punkten und schliesslich auch überzeugen.

Zur Steuerung des Kraftwerks kommt das Rittmeyer Fernwirk- und Automatisierungssystem RIFLEX M1 zum Einsatz. Die rein webbasierte Visualisierung WebMI pro ermöglicht das Bedienen und Beobachten der Anlage mit einem Standard-Webbrowser und benötigt keine separate Hardware. Der hierzu notwendige Webserver ist bereits direkt auf der RIFLEX-Steuerung integriert. Die Vorteile dieses Konzepts liegen auf der Hand: Eine schlanke Installation und gleichzeitig die Unabhängigkeit von dedizierten Bediengeräten oder Betriebssystemen. Ein Webterminal in der Zentrale Unterägeri ermöglicht die lokale Bedienung, für den Fernzugriff ist eine gesicherte Internet-Verbindung aufgebaut. Neben Turbine und Steuerung wurden im Kraftwerk Neuägeri auch der Generator und das Maschinenhaus erneuert. Zudem wurde der Oberwasserkanal in Ortbeton erstellt und neue Druckrohre aus glasfaserverstärkten Kunststoffen vom Wasserschloss zum Maschinenhaus verlegt.

Höchste Effizienz

Das Ergebnis der Erneuerung stimmt zufrieden. In einem hydrologisch guten Jahr kann nun zwischen 20 und 25 Prozent mehr Strom erzeugt werden, in einem schwachen sogar noch mehr. Des Weiteren besteht die Möglichkeit einer bedarfsorientierten Regelung. Dies ist insofern wichtig, da die Kraftwerke in Neuägeri und Unterägeri den Wasserstand des Ägerisees regulieren.

Die Entscheidung für die Modernisierung der Anlage hat Betreiber René Koch nicht bereut. «Die Zusammenarbeit mit Rittmeyer war wirklich sehr gut», erklärt René Koch und fügt hinzu: «Daran werden wir noch lange Freude haben.» Ganz sicher wieder für die nächsten 100 Jahre.