Sicher versorgt

Modernste Seewasseraufbereitung in Neuenburg

Der Neuenburger Energieversorger VITEOS und die Stadt Neuchâtel haben im Sommer 2022 nach dreijähriger Umbauzeit die Pumpstation und Wasseraufbereitungsanlage bei Champ-Bougin eingeweiht. Im Rahmen der Sanierung erhielt der Standort am nördlichen Ufer des Neuenburger Sees eine hochmoderne Filteranlage. Die Leittechnik lieferte Rittmeyer.

Die 1947 erbaute und 1967 erweiterte Station bedurfte einer umfassenden Sanierung: Alle elektrischen Installationen mussten erneuert werden, und auch die Gebäudesubstanz hatte in den 70 Jahren ihres Bestands gelitten. Mikroverunreinigungen und grössere Belastungen des Seewassers mit organischen Substanzen erforderten zudem neue Aufbereitungsverfahren zur Sicherung der hohen Trinkwasserqualität. Im Jahr 2015 genehmigte der Stadtrat von Neuenburg schliesslich eine Investition von rund 23 Millionen Schweizer Franken, wovon 40 Prozent durch den Kanton getragen wurden. Baustart war im Januar 2019.

Ein wichtiger Teil der kantonalen Wasserversorgung

Das aus dem See gepumpte Wasser ergänzt den Wasserzulauf aus der Areuse-Schlucht für die Stadt Neuenburg. Dank der zahlreichen Netzverbindungen deckt die in Champ-Bougin produzierte Trinkwassermenge einen wichtigen Teil des Wasserbedarfs des Kantons Neuenburg, insbesondere während Niedrigwasser- und Trockenzeiten. Entsprechend wichtig war es deshalb, diesen Versorgungspunkt während der gesamten Umbauzeit in Betrieb zu halten – trotz Teilabriss des Gebäudes und der umfangreichen Neukonzeption des gesamten Bauwerks.

Mobile Aufbereitung

Während der Bauarbeiten wurde das Rohwasser zur Aufbereitung über vier mobile Container geleitet, von denen jeder mit einer Ultrafiltrationseinheit ausgestattet war. Diese wurden vorübergehend neben dem rund 90 Meter über dem See gelegenen Réservoir des Valangines aufgestellt. Am Standort Champ-Bougin blieben nur zwei Pumpen in Betrieb, der restliche Teil der Anlage wurde stillgelegt und komplett abgebaut. «Im fast vollständig geräumten Gebäude konnten wir so unbehindert mit den Abbrucharbeiten beginnen», erklärt Thierry Broglie, Experte im Technischen Büro der Wasserversorgung und Projektleiter dieses umfangreichen Vorhabens. Im Nachhinein betrachtet sei dies eine der Schlüsselentscheidungen für den Erfolg des Projekts gewesen. Dieses Vorgehen erwies sich zwar als teurer in der Grundinvestition, aber es war sicherer und effizienter, um die Wasserversorgung aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die Dauer der Arbeiten zu verkürzen.

«Rittmeyer ist ein wirklich professionell arbeitendes Unternehmen. Die Zusammenarbeit war exzellent.»

Thierry Broglie, Projektleiter, Experte im Technischen Büro der Wasserversorgung bei Viteos

Neuester Stand der Technik

Nach dem Umbau präsentiert sich die Anlage auf dem neuesten Stand der Technik. Die vormals eingesetzte Aufbereitungskette aus einschichtigem Sandfilter, Aktivkohlefiltration und einer Chlorierung wurde angepasst und mit Ultrafiltrations- und Ozonierungsstufen erweitert. Da auch sehr weit abgelegene Gebiete von Viteos versorgt werden, ist die einwandfreie Qualität des Wassers aufgrund mitunter langer Verweilzeiten ausserordentlich wichtig. 

«Mit der Ultrafiltrationsstufe können wir zuverlässig Schwebstoffe, Bakterien und Viren entfernen. Mit der Ozonierung und anschliessenden Filterung durch Aktivkohle reduzieren wir zudem die Spuren von Mikroverunreinigungen, die im Seewasser vorhanden sein könnten», erklärt der für die Steuerungstechnik verantwortliche Frédy Baggenstoss, und freut sich: «Damit können wir die Qualität des von uns gelieferten Wassers erheblich und zuverlässig verbessern.» Dazu wird auch das Rohwasser am Eingang der Aufbereitung und das aufbereitete Trinkwasser am Ausgang der Station engmaschig überprüft. 

Verschiedene Pumpengruppen befördern das Wasser schliesslich in zwei höher gelegene Reservoire für das untere beziehungsweise das obere Netz, von wo aus es in das weitverzweigte Netz verteilt wird.

Leittechnik von Rittmeyer

Das Seewasserwerk läuft derzeit autonom und wird mit einem RITOP-Leitsystem überwacht und gesteuert. Pumpen und Behandlungssysteme sind über neun RIFLEX-Prozessstationen und einer vergleichbaren Anzahl Unterstationen eingebunden. Die wichtigsten Prozessdaten werden an die Leitstelle in Champ-Bougin übertragen. Mittelfristiges Ziel ist es jedoch, die Wasseraufbereitungsanlage in Champ-Bougin mit der Leitstelle in Neuenburg in einem einzigen RITOP-System zusammenzuführen. Die drei Leitstellen im Verteilnetz in Neuenburg, Le Locle und La Chaux-de-Font werden dann identisch aufgebaut sein.

Energieeffizienz im Fokus

Beim Umbau des Werks wurde grösster Wert auf den energieeffizienten Betrieb der gesamten Anlage gelegt. Um den Stromverbrauch zu optimieren wurde das gesamte Pumpsystem überarbeitet. Zudem hat Viteos eine Photovoltaikanlage auf dem Gebäudedach und an der nach Süden ausgerichteten Fassade errichtet. Diese liefern einen Teil des Stroms für den Betrieb der Station. «Die weiss gefärbte Photovoltaikfassade ist dazu die erste im Kanton Neuenburg», betont Thierry Broglie. Die geschätzte Jahresproduktion beträgt rund 74 MWh sauberen Strom für den Eigenverbrauch.

Herausfordernde Installation

Das komplexe Projekt wurde schliesslich mit Unterstützung von Building Information Management (BIM) umgesetzt. Damit konnten bereits früh in der Planung der Anlage technische und bauliche Konflikte reduziert und so die Bauzeit optimiert werden. Technisch stelle die neue Anlage, so Broglie, eine grosse Herausforderung dar. 

Die Umsetzung der komplizierten Topologie über drei Etagen innerhalb eines denkmalgeschützten Gebäudes hätten dies weiter erschwert: «Ich war sehr froh, mit Rittmeyer, der Wabag Wassertechnik und unseren Planern vom Ingenieurbüro RWB drei wirklich professionell arbeitende Unternehmen im Boot zu haben. Die Zusammenarbeit war wirklich exzellent», wie Thierry Broglie gerne bestätigt. Langfristig möchte Viteos die im Rahmen des BIM entstandenen 3D-Modelle nutzen, um ein computergestütztes Wartungsmanagement einzuführen.

Zukunft gesichert

Mit der völlig neu konzipierten Wasseraufbereitung in Champ-Bougin hat Viteos ein wichtiges Element im Sicherheitsdispositiv zur Versorgung der Neuenburger Bevölkerung mit Trinkwasser geschaffen – zuverlässig und sicher unter anderem mit Technik von Rittmeyer.

Viteos

Viteos ist eine privatrechtliche Aktiengesellschaft, die aus der Fusion der Stadtwerke von Neuchâtel, La Chaux-de-Fonds und Le Locle hervorgegangen ist. Sie befindet sich vollständig im Besitz der öffentlichen Hand des Kantons Neuchâtel.

VITEOS betreibt und entwickelt Aktivitäten in der Beschaffung, Erzeugung und Verteilung von Strom, Gas, Wasser, Wärme und Kälte.

Viteos.ch