transfer Ausgabe 01 | 2016

Optimierte Zusammenarbeit durch Transparenz

RITUNE als unterstützendes Werkzeug für Planer und Betreiber

In der Abwasserreinigungsanlage Langmatt des Abwasserverbands der Region Lenzburg im Kanton Aargau ist seit einiger Zeit die Optimierungssoftware RITUNE im Einsatz. Betriebsleiter Roman Bieri und Planer Reto von Schulthess vom Planungsbüro Holinger AG in Luzern, der die Anlage seit über 20 Jahren betreut, sind sich darüber einig, dass eine Anlage nur dann richtig optimiert werden kann, wenn der Prozess sichtbar gemacht und verstanden wurde. Hier berichten sie, was sich in ihrer täglichen (Zusammen-)Arbeit verändert und verbessert hat.

In Kläranlagen fallen täglich grosse Mengen an Daten aus dem Reinigungsprozess an. Alle davon sinnvoll zuzuordnen oder gar effizient auszuwerten ist ohne entsprechende Hilfsmittel schier unmöglich. Mit RITUNE hat Rittmeyer ein Werkzeug entwickelt, das diese umfangreiche Aufgabe übernimmt und mit gezielten Handlungs- und Optimierungsvorschlägen entscheidend zur Schonung der Ressourcen und in deren Folge auch zur Kosteneinsparung beitragen kann. Dieses Potenzial haben Betriebsleiter Roman Bieri und Planer Reto von Schulthess erkannt und die Softwarelösung seit einiger Zeit erfolgreich in ihre tägliche Arbeit integriert.

«RITUNE schafft die notwendige Transparenz, um eine Anlage zu optimieren.»

Prozesse verstehen

Eine Verbesserung der Kommunikation, mehr Prozessverständnis und Zeit für qualitative Beratung – das sind nur einige der Punkte, die sich mit dem Einsatz von RITUNE für den Betriebsleiter und den Planer der ARA Langmatt zum Positiven entwickelt haben. «Um einen Prozess verstehen zu können, muss er sichtbar gemacht werden. Nur so ist es möglich, eine Anlage zu optimieren. RITUNE schafft die notwendige Transparenz», erklärt Roman Bieri. Planer Reto von Schulthess, der sich durch den Fernzugriff auch direkt von seinem Büro aus auf das System einloggen kann, sieht das genauso: «Es ist ein wirklich wertvolles Werkzeug für die Betriebsbetreuung, da es die Daten übersichtlich darstellt und Zusammenhänge somit viel schneller erkannt werden können.» Die Analyse sei dadurch stark vereinfacht worden. Vorher mussten die Daten erst aufwändig gesammelt und anschliessend in Excel-Tabellen mühsam abgebildet und analysiert werden. «Tatsache ist auch», so Reto von Schulthess, «dass aufgrund des unverhältnismässig grossen Zeitaufwands bislang einige wirklich aussagefähige Daten bei der Analyse überhaupt nicht berücksichtigt werden konnten.»

«RITUNE ist ein wirklich wertvolles Werkzeug für die Betriebsbetreuung, da es die Daten übersichtlich darstellt und Zusammenhänge somit viel schneller erkannt werden können.»

Verbesserte Kommunikation

Einen besonderen Nutzen von RITUNE sehen die beiden auch in der Verbesserung der Kommunika­tion untereinander. «Das ist wirklich unkompliziert. Oft schaue ich morgens noch rein und sende Roman Bieri einen Screenshot, wenn mir etwas Besonderes auffällt», sagt von Schulthess und ergänzt: «Das funktioniert natürlich auch andersrum.» Vorher war das schwieriger, da mit dem Prozessleitsystem allein vieles nicht so schnell erkannt werden konnte. In RITUNE wird sprichwörtlich sichtbar, ob etwas im grünen oder roten Bereich liegt. Durch die verbesserte Kommunikation muss Planer von Schulthess auch nicht mehr bei jeder Aufgabenstellung zwingend vor Ort sein.

Wertvolle Unterstützung

In RITUNE sehen die beiden vor allem ein unterstützendes Werkzeug zum herkömmlichen Prozessleitsystem, das ihnen hilft, die einzelnen Vorgänge schneller qualitativ abzubilden und den Betrieb besser zu verstehen. «Mein Know-how als Planer ist auch weiterhin gefordert, aber mit verstärktem Fokus auf die Inhalte und weitergehende Interpretationen der Daten», sagt von Schulthess. Die Überwachung der Prozessdaten ist dabei besonders wichtig, um Fehler rasch erkennen zu können. «RITUNE ersetzt meine Arbeit nicht, es macht sie wertvoller», ist auch Roman Bieri überzeugt. Für ihn sei die Assistenzfunktion besonders wichtig, da die eigentliche Arbeit dadurch effizienter und schneller werde. Das Modul zur Pumpenüberwachung liefert ihm beispielsweise schon frühzeitig Hinweise auf einen möglichen Verschleiss oder Verstopfungen, ehe es zu grösseren Schäden kommen kann. Das erleichtert auch die Instandhaltung.

Hohe Fehlertransparenz

Der lastdynamische Betrieb der ARA Langmatt ist relativ komplex und verfügt unter anderem auch über eine biologische Schwachlaststufe. Die Transparenz der einzelnen Prozesse spielt deshalb eine besonders grosse Rolle. Die Software-Plattform macht aber nicht nur Zusammenhänge, sondern auch Fehler sichtbar. «Natürlich muss man bereit sein, auch darauf zu reagieren. Das System zeigt an, wenn ein Prozess nicht richtig läuft oder beispielsweise interne Rückbelastungen falsch dosiert wurden», sagt Bieri. Seiner Einschätzung und Erfahrung nach werden gut 80 Prozent der Fehler auf den Anlagen selbst verursacht und nur 20 Prozent ausserhalb, durch unvorhergesehene Lasten. «Es ist wichtig, offen für Verbesserungen zu sein. Fehler machen ist erlaubt und RITUNE deckt sie auf», so von Schulthess. Viel Geld gehe verloren, weil Fehler gar nicht oder erst spät erkannt werden.

«Es ist wichtig, offen für Verbesserungen zu sein. Fehler machen ist erlaubt und RITUNE deckt sie auf.»

Lohnende Investition

Sowohl der Betriebsleiter als auch der Planer zeigen sich von der Plattform überzeugt. Auch in Bezug auf die Anschaffungskosten. «Auf mancher Anlage wird beispielsweise ein Schieber realisiert, der nie benutzt wird und eher mehr gekostet hat als RITUNE», sagt von Schulthess und ergänzt: «Natürlich kostet die Anschaffung der Software auch Geld, aber dadurch eröffnen sich erhebliche Potenziale, die sich in geringerem Ressourcenverbrauch und damit zusammenhängender Kostenersparnis ausdrücken.»

Für die Zukunft ist geplant, die Arbeit mit der Softwarelösung eventuell noch auszuweiten und zwar durch den Einsatz von «RITUNE­Kanalnetz». Mittels Verbundsteuerung könnte die Verteilung der Lasten schon vor dem Eintreffen auf der Kläranlage optimiert werden, was den Betrieb sehr erleichtern würde.

«Ob man mit RITUNE arbeiten möchte oder nicht, hängt vor allem davon ab, wie viel Transparenz gewünscht ist und ob man bereit ist, sich darauf einzulassen», ist Roman Bieri überzeugt. In der Abwasserreinigungsanlage Langmatt sind sich die Beteiligten jedenfalls darüber einig, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. So meint Roman Bieri abschliessend: «Natürlich läuft eine Anlage auch ohne RITUNE, aber mit auf jeden Fall besser.»