transfer Ausgabe 02 | 2021

Mehr aus dem Datenmeer

Zukunftsszenario Datenplattform

Ein Zauberwort für Fortschritt und Zukunftssicherheit heisst in den allermeisten Branchen ‹Digitalisierung›. Auch in der Wasserwirtschaft. Aus der Zusammenführung der dabei entstehenden, heute noch isoliert genutzten Daten mit solchen aus angrenzenden Sektoren liessen sich wertvolle Erkenntnisse zur Sicherung von Wasserversorgung und Wasserschutz gewinnen. Technisch und regulatorisch gibt es allerdings Hürden. Aber diese wären lösbar.

Demografische Veränderungen und die Auswirkungen des Klimawandels stellen die Wasserwirtschaft vor erhebliche Herausforderungen. Die Kosten der Infrastruktur müssen von weniger Menschen getragen werden. Zunehmend trockene Sommer gefährden die Versorgung mit ausreichend viel Wasser in den dafür erforderlichen Qualitäten. Starkregenereignisse führen zu Überflutungen und Verschmutzungen der Oberflächengewässer, weil Kanäle die enormen Wassermengen nicht mehr aufnehmen und gezielt abführen können. Darüber hinaus werden Forderungen nach Ressourceneffizienz und ökologischer Nachhaltigkeit im Betrieb der Anlagen lauter. Wasserversorgung und Abwasserentsorgung geraten damit unter Druck.

Es braucht mehr

Mit der Automatisierung von Prozessschritten zielen Anlagenbetreiber heute vor allem darauf ab, betriebswirtschaftliche Vorteile in der Leistungserbringung zu gewinnen. In den allermeisten Fällen geschieht dies isoliert, dabei entstandene Daten und Erkenntnisse bleiben der Nutzung auf der einzelnen Anlage vorbehalten. Um die wasserwirtschaftlichen Herausforderungen der Zukunft zu meistern, braucht es jedoch mehr: Notwendig wird ein koordiniertes Miteinander von allen in der Wasserwirtschaft Beteiligten – Versorger, Entsorger und Verwender. Und von den Herstellern. Die voranschreitende Digitalisierung böte hierfür Möglichkeiten. 

Ein grosses Problem stellt derzeit das Nebeneinander verschiedener Produkte und Systeme für verschiedene Aufgaben dar. Daten sind verstreut, ein automatisierter Transfer über administrative Grenzen hinweg ist nicht vorgesehen und zudem in der Regel aufgrund Inkompatibilitäten sowie fehlender Zugänge unmöglich. Auch muss oftmals die Qualität der Daten hinterfragt werden.

Will man jedoch gegenseitig von den gemeinsamen, und damit umfangreicheren Datenbeständen der unterschiedlichen Bereiche profitieren, so erfordert dies eine Vernetzung auf verschiedenen Ebenen, zwischen Betrieb, Verwaltung und Behörde. Es gilt technische und administrative Daten enger zu verbinden, und diese maschinenlesbar, in interoperabler Form verfügbar zu machen. 

Datendrehscheibe

Für einen solchen Datenaustausch böten sich Plattformen an, welche den verschiedenen Akteuren einen diskriminierungsfreien Zugang ermöglichen. Gelänge die ‹Standardisierung› bzw. Harmonisierung von Erfassung und Nutzung, so könnten vormals ausschliesslich separat gehaltene Daten validiert zusammengeführt und weiterverwendet werden. Die Datensicherheit wäre erhöht, da die Rechte zentral gemanagt sind, und nicht jede einzelne Anbindung separat betrachtet werden muss. Ein echter Mehrwert entstünde. 

Aus dem Zusammenzug von wasserwirtschaftlichen Daten mit Daten aus angrenzenden Sektoren, wie beispielsweise der Energieversorgung, Landwirtschaft oder Meteorologie, könnten ganz neue Synergien entstehen. Beispielsweise in der energetisch kostenoptimalen Führung der Anlage, der besseren Steuerung von Bewässerung oder Düngemittelgaben, oder der intelligenten Bewirtschaftung von Regenspeichern im Netz. Technische Prozesse liessen sich direkter mit Verwaltungs- und Planungsprozessen verbinden, Modelle und Simulationen könnten mit Livedaten bessere Prognosen liefern.

Fragen offen

Entscheidend für den Erfolg wird es sein, den Austausch über offene Schnittstellen auch tatsächlich zu ermöglichen und zu etablieren. Unter dem Arbeitstitel ‹Wasser 4.0 – Chancen und Herausforderungen der Verknüpfungen der Systeme in der Wasserwirtschaft› hat beispielsweise das deutsche Umweltbundesamt in einer umfassenden Studie Potenziale und Herausforderungen einer solchen Vernetzung untersucht. Darauf arbeiten auch verschiedene Forschungsinitiativen im In- und Ausland in konkreten Anwendungen hin. 

Zu klären wird auch sein, wo und von wem solche Datenplattformen sinnvollerweise aufgebaut und betrieben werden. Dazu sind Fragen der Sicherheit, der Verantwortung für und auch der Rechte an den Daten zu klären. Und der Kosten. Auf den ersten Blick erscheinen die notwendigen Investitionen für individuelle Lösungen für kleine Betreiber oder Kommunen kaum tragbar. Dann werden Dienstleister mit standardisierten Lösungen in die Bresche springen. Wie wir als Rittmeyer. Wir verfolgen diesen Ansatz. Ein erster Schritt ist der RISOURCE Daten-Service, der Daten von verschiedensten Systemen sicher zusammenbringt und diese übersichtlich darstellt. Sprechen Sie uns an! 

Andri Caviezel steht Ihnen für Ihre Fragen gerne zur Verfügung:
andri.caviezel@rittmeyer.com

Bildnachweis: iStock/TetianaLazunova (Titelbild)