transfer Ausgabe 01 | 2016

Für die Zukunft gerüstet

Neue Leittechnik für die Wasser- und Gasversorgung

Die 72'000 Einwohner in und um St. Gallen rund um die Uhr mit genügend Wasser und Gas, mit konstantem Druck und in der geforderten Qualität zu versorgen – das sind die Anforderungen, mit denen die Sankt Galler Stadtwerke (sgsw) und die Regionale Wasserversorgung St.Gallen AG (RWSG) täglich konfrontiert sind. Nach fast siebzehnjährigem Einsatz und vermehrt aufkommenden Schwierigkeiten in der Ersatzteilbeschaffung wurde die Gas- und Wasserversorgung auf den neuesten Stand gebracht.

Bereits 2013 startete die Modernisierung inklusive neuer Steuerung für das Seewasserwerk in Frasnacht und für die Wasser- und Gasversorgung. Mit RITOP sind die Sankt Galler Stadtwerke nun wieder auf dem neuesten Stand der Leittechnik.

Verschiedene Druckzonen

Das Trinkwasser der Stadt stammt aus dem Bodensee. In 60 Metern Tiefe wird Rohwasser gefasst und anschliessend im 1998 erbauten Seewasserwerk in Frasnacht – eines der modernsten in der Schweiz - aufbereitet. Von dort aus werden die Partner der Regionalen Wasserversorgung St.Gallen AG über Pumpwerke und Wasserreservoire mit Trinkwasser beliefert. Die Reservoir-Bewirtschaftung im Niedertarif in der Nacht ist relativ komplex, was der Topografie von St. Gallen geschuldet ist. Ganze 578 Meter liegen zwischen dem tiefsten (496 Meter) und dem höchsten (1'074 Meter) Punkt. Der Transport der 8.5 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr erfolgt über ein insgesamt 246 Kilometer langes Verteilnetz. Um eine konstante Versorgung sicherzustellen, ist die Stadt in vier Druckzonen aufgeteilt: Die Kamm-, Berg-, Hang- und Talzone. Das stellt wiederum auch Ansprüche an die Zuverlässigkeit des Leitsystems, um eventuell aufkommende Probleme rasch erfassen und beheben zu können. Bei der Modernisierung war es den Betreibern wichtig, überall den gleichen Standard umzusetzen. «Die Hardware ist durchgängig und auch die externen Anlagen sind nun auf aktuellem Stand», sagt Jörg Hohl, Abteilungsleiter der Sankt Galler Stadtwerke.

Störungsfreier Umbau

Neben der zentralen Leitstelle der Gas- und Wasserversorgung in St. Gallen und einer redundanten Leitstelle im Seewasserwerk wurde auch eine grosse Anzahl an Fernwirkstationen verbaut. Die gesamte Kommunikation wurde dafür auf das Protokoll IEC 60870-5-104 umgestellt. Während des Umbaus musste die Versorgung weiterhin zuverlässig und problemlos funktionieren. «Das klappte wirklich hervorragend. Trotz der Komplexität des Projekts verlief der Betrieb störungsfrei», sagt Jörg Hohl. An RITOP schätzen er und seine Mitarbeitenden vor allem die zahlreichen Funktionen und die Anwenderfreundlichkeit. «Die Bedienung ist auch für jene einfach, die nicht viel mit Computern arbeiten. Das erleichtert vieles. Mit RITOP ist nun die ganze Gas- und Wasserversorgung überdacht.» Der externe und doch zugleich sichere Zugriff auf die Anlage wirkte sich zudem positiv auf die Betriebsplanung und den Bereitschaftsdienst aus.

Flexibler Partner

Im Hinblick auf die zukünftigen Änderungen am Energiemarkt sieht Jörg Hohl in Rittmeyer einen flexiblen Partner. Die Energiemarktöffnung, im Speziellen die Gasmarktöffnung, hat einige Neuerungen gebracht. So können Gross-Verbraucher den Erdgas-Energie-Lieferanten nun selbst auswählen. Die Netznutzung bleibt allerdings gleich, was die Betreiber vor einige Herausforderungen stellt. «Dadurch ändert sich die Fahrplan-Erstellung. Eine genaue Datenerfassung wird somit immer wichtiger», erklärt Jörg Hohl. Dazu werden – unabhängig von RITOP – sogenannte EDM-Programme (Energiedatenmanagement) und automatische Zählerfernauslesungen eingesetzt. Weitere Herausforderungen für die Sankt Galler Stadtwerke sind unter anderem die Umsetzung eines tageszeitunabhängigen Einheitstarifs oder die Nutzung von überschüssiger Energie. «In nächster Zeit wird sicher noch einiges passieren. Durch Rittmeyer ist unsere Anlage aber auf dem neuesten technischen Stand und somit bestens für die Zukunft gerüstet.»

Bildnachweis: Regionale Wasserversorgung St. Gallen AG