transfer Ausgabe 01 | 2019

2019: Spürbares Klima

Einflüsse im Betrieb der Kraftwerke Hinterrhein AG

Die Kraftwerke Hinterrhein AG (KHR) betreiben die grösste Kraftwerkskombination in ­Graubünden mit einer installierten Leistung von 650 MW und fünf grossen Stauanlagen. Auswirkungen des Klimawandels sind tendenziell spürbar, wie Dominique Durot, stv. Direktor und Bereichsleiter Anlagenmanagement und Technik, berichtet.

Der vergangene Sommer war ausserordentlich trocken. Die Auswirkungen waren spürbar: Die Jahresproduktion erreichte nur 89% des langjährigen Mittels. Dominique Durot erinnert sich: «Wir starteten im Frühling eigentlich mit einer ausserordentlich guten Grundschneelast, hatten in Folge eine lange und kontinuierliche Schneeschmelze, im Sommer jedoch praktisch keine Niederschläge.» Unabhängig von der besonderen Situation im Jahr 2018 stellen die KHR eine entsprechende Tendenz fest: Die Temperaturen im Sommer steigen, die Niederschlagsmengen nehmen ab.

Dem trockenen Sommer folgte ein ebenso trockener und warmer Herbst. Die plötzlichen grossen Schneemengen bei Wintereinbruch fielen dann als Nassschnee auf nicht gefrorenen Boden. Die Folge: Erhebliche Schäden am Energieversorgungsnetz zu den Konzessionsgemeinden, verursacht durch umgestürzte Bäume und extreme Schneelasten. Auch solche Ereignisse nehmen nach Meinung Durots tendenziell zu.

«Temperatur­veränderungen kommen schneller, sind extremer und oft auch mit bislang nicht gekannten Extrem­ereignissen verbunden.»

Dominique Durot, stv. Direktor und Bereichsleiter Anlagenmanagement und Technik, Kraftwerke Hinterrhein


Erkennbar seien auch eher zunehmende «nicht erwünschte» Föhnlagen: Ein erkennbarer Teil des Schnees geht damit nicht in die Schmelze, sondern sublimiert und fliesst damit nicht mehr der Produktion zu.

Da das Fassungsgebiet der KHR nur wenig vergletschert ist, sind die Sorgen um Erosion und damit verbundenen Hangrutschungen eher klein. Dennoch ist in der linken Talflanke des Stauraums der höchst gelegenen Stauanlage, Valle di Lei, ein definiertes Hangrutschgebiet Ganda Nera. Die Bewegungen des Berges werden deshalb seit Jahren mit linearen Verschiebungsmessungen, sogenannte Inklinometer, sowie Nivellement-­Messungen permanent überwacht. Zusätzlich werden allein an der Staumauer jeden Monat über 250 Messwerte erfasst.

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